Ein Interview über das Universum

Einstein@home

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Der Physiker Bruce Allen widmet sich in seiner Forschung mit nichts geringerem als dem ganzen Universum.

Bruce Allen

Im Einstein-Jahr 2005 hat er das Projekt „Einstein@Home“ auf die Beine gestellt. Nur so viel sei verraten: Er will Signale aus dem All empfangen, immer auf der Suche nach Gravitationswellen. Allen ist Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Hannover.

Was ist das oberste Ziel?

Wir wollen die erste Gravitationswelle eines rotierenden Neutronensterns aufzeichnen. Die im September 2015 entdeckten Gravitationswellen resultierten aus zwei verschmolzenen schwarzen Löchern, und wir wollen nun den nächsten Schritt machen.

Worum geht es bei Einstein@Home?

Mithilfe der Computerleistung von Menschen aus aller Welt wollen wir Signale von rotierenden Neutronensternen im All aufspüren. Satelliten und Teleskope fangen diese Daten auf und durch die gebündelte Kraft der Computer lassen sich die darin enthaltenen schwachen Signale aufspüren. Das ist so, als würde man unendlich viele Sandkörner nach einem Korn durchforsten, das eine ganz bestimmte Form hat. Dazu brauchen wir eine enorme Rechnerleistung. Ein Hochleistungsrechner ist extrem teuer, deshalb bündeln wir mit Einstein@Home die Kraft sehr vieler Computer. Zusammen sind sie so gut wie die 20 bis 30 schnellsten Computer der Welt. Die empfangenen Daten helfen uns, das Universum besser zu verstehen.

Wie funktioniert die Suche nach Neutronensternen?

Neutronensterne sind kleine, sehr kompakte Gebilde – ein Teelöffel von einem Neutronenstern hat die gleiche Masse wie ein ganzer Berg. Sie haben teilweise nur einen Durchmesser von 20 Kilometern und rotieren sehr schnell. Ähnlich einem Leuchtturm, der regelmäßig einen Lichtstrahl aussendet, strahlen sie Gravitationswellen, Gammastrahlen und Radiowellen aus. Satelliten und Teleskope fangen diese Daten auf und die Computer der Teilnehmer durchforsten sie nach schwachen Signalen, die darin versteckt sind. Anhand der empfangenen Daten können wir Neutronensterne lokalisieren. Jeder Teilnehmer, der einen Neutronenstern ausfindig gemacht hat, erhält eine Urkunde.

Sternenbild

Woher kommen die Teilnehmer?

Rund eine halbe Million Menschen aus allen 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben einen Beitrag zu Einstein@Home geleistet. Die meisten kommen aus den USA, auf dem zweiten und dritten Platz liegen Deutschland und das Vereinigte Königreich.

Wie erfolgreich ist Einstein@Home?

Seit dem Start des Projekts haben wir rund 100 neue Neutronensterne anhand ihrer Gammastrahlen und Radiowellen aufgespürt. Leider haben wir in den 14 Jahren noch keine Gravitationswelle eines einzelnen Neutronensterns aufgezeichnet. Das ist sehr schade, denn das ist unser eigentliches Ziel. Gravitationswellen können uns zum Beispiel Informationen liefern, wie die innere Struktur eines Neutronensterns aussieht. Das ist sehr spannend für die Forschung der Astronomie und Kernphysik.

Was sind die Herausforderungen?

Am schwierigsten ist es, langfristige Teilnehmer für das Projekt zu finden. Anfangs sind viele begeistert von Einstein@Home – zumal die Teilnahme sehr einfach ist und man sich danach entspannt zurücklehnen kann. Doch ihre Anzahl reduziert sich schnell: zum Beispiel wegen Updates oder weil sich ein Teilnehmer einen neuen Computer kauft. Für das Forschungsziel ist es aber wichtig, über einen längeren Zeitraum Daten zu erheben.

Gibt es weltweit ähnliche Projekte?

Eines der bekanntesten Projekte mit ähnlichem Format ist SETI@home. Die Teilnehmer bündeln ihre mit dem Internet verbundenen Computer, um Spuren von intelligentem Leben außerhalb unserer Erde zu finden.

Interessiert? Hier können Sie ganz einfach Teil von Einstein@Home werden: https://einsteinathome.org/de/home

Zuletzt aktualisiert: 10.03.2022